Der Beckenausgang – Was passiert dort?

Der Beckenausgang ist der letzte Abschnitt im Becken – durch ihn kommt das Baby bei einer vaginalen Geburt zur Welt.

Während der Beckeneingang quer-oval (breit) ist, ist der Beckenausgang längs-oval (lang).

Durch gezielte Bewegungen kannst du die Form und Weite deines Beckenausgangs beeinflussen – das ist nicht nur für die Geburt wichtig, sondern auch für deinen Alltag und dein Wohlbefinden.

Wie kannst du Raum im Beckenausgang schaffen?

Sitzbeinhöcker auseinander bewegen:

Die Weite zwischen den Sitzbeinhöckern vergrößern – das gelingt z.B. durch bestimmte Sitz- und Vierfüßlerpositionen.

Kreuzbein beweglich halten:

Ein bewegliches Kreuzbein (unterster Teil der Wirbelsäule) sorgt dafür, dass von vorne nach hinten mehr Platz entsteht.

Das geht am besten in einer leicht gerundeten, aufgerichteten Beckenposition (kein Hohlkreuz!).

Innenrotation der Beine:

Bringt die Beine sanft nach innen, um den Beckenausgang zu weiten – unterstützt durch kräftige Oberschenkelrückseiten und Adduktoren.

Warum ist Entspannung so wichtig?

Loslassen im Beckenboden:

Nur wenn du die Muskulatur im Beckenboden entspannen kannst, wird der Beckenausgang wirklich weit und flexibel.

Mentale Entspannung:

Vertrauen, positive Gedanken und bewusstes Loslassen unterstützen nicht nur die Geburt, sondern auch dein Körpergefühl im Alltag.

Praktische Tipps für die Geburt

Rückenlage?

Falls du während der Geburt in Rückenlage bist, achte darauf, dass dein Kreuzbein beweglich bleibt.

Lege eine kleine Rolle (Handtuch) unter eine Pobacke oder forme eine U-förmige Unterlage, damit das Kreuzbein nicht blockiert wird.

Blase & Darm entleeren:

Je leerer Blase und Darm, desto mehr Platz hat dein Baby beim Durchtritt durch den Beckenausgang.

Das Gefühl, während der Geburt „auf Toilette zu müssen“, ist ganz normal – Hebammen sind darauf vorbereitet!

Nicht gegen das Gefühl anspannen:

Wenn du versuchst, den Anus zusammenzukneifen, spannst du den gesamten Beckenboden an – das erschwert die Geburt.

Lasse bewusst los, alles darf geschehen!

Zusammengefasst

Du kannst den Beckenausgang aktiv beeinflussen – durch Mobilisation, Kräftigung und bewusstes Loslassen.

Entspannung und Vertrauen sind genauso wichtig wie Kraft!

Nutze das Wissen um dein Becken, um dich in der Geburt und im Alltag sicher und frei zu fühlen.

 

Das Wochenbett: Alles Wichtige auf einen Blick

1. Was ist das Wochenbett?

  • Definition:
Das Wochenbett ist die Zeit direkt nach der Geburt, in der Mutter, Baby und Familie sich erholen und in ihre neuen Rollen hineinwachsen. Es dauert etwa 6–8 Wochen, manchmal auch länger – je nach Geburtsverlauf und individueller Situation.

  • Bedeutung:
Es ist eine Zeit der körperlichen Heilung, des Kennenlernens und des Ankommens als Familie. Die Mutter soll sich erholen, das Baby willkommen heißen und gemeinsam als Familie „einruckeln“.

  • Synonyme:
Kuschelzeit, Babymoon, Flitterwochen mit dem Baby.

2. Körperliche Erholung und Heilung

  • Warum ist das Wochenbett so wichtig?
Die Geburt ist eine enorme körperliche Leistung. Im Körper der Mutter bleibt eine große innere Wunde (an der Plazenta-Stelle), die heilen muss – vergleichbar mit einer sehr großen äußeren Verletzung, die man nicht sieht, aber ernst nehmen sollte.

  • Vergleich:
Nach einer Knie-OP würde man sich auch schonen. Im Wochenbett ist Schonung genauso wichtig, auch wenn man die Verletzung nicht sieht.

  • Faustregel für die ersten drei Wochen:

    1. Erste Woche: Im Bett bleiben, möglichst viel liegen und Körpermitte entlasten.

    2. Zweite Woche: Auf dem Bett, wenig sitzen mehr liegen, kleine Bewegungen, aber weiterhin viel Ruhe.

    3. Dritte Woche: Um das Bett herum, noch nicht in den Alltag starten, keine großen Wege oder Hausarbeit.

3. Typische Herausforderungen im Wochenbett

  • Stillprobleme:
Frühzeitig Stillberatung aufsuchen oder Stillgruppen besuchen.

  • Postnatale Depression:
Stimmungstiefs sind normal, aber wenn sie länger als 2 Wochen andauern, bitte Hilfe suchen (Hebamme, Ärztin/Arzt, Beratungsstellen).

  • Probleme beim Baby:
Gelbsucht, Trinkschwierigkeiten, zu geringe Gewichtszunahme – immer Rücksprache mit der Hebamme halten.

  • Wundheilung:
Probleme mit Nähten oder Heilung unbedingt engmaschig von der Hebamme oder Ärztin/Arzt kontrollieren lassen.

  • Medizinische Nachsorge:

    • Hebammenbetreuung: In den ersten Wochen wichtigste Ansprechpartnerin.

    • Gynäkologischer Check: Termin 6–8 Wochen nach Geburt (bei Kaiserschnitt 10–12 Wochen).

4. Rückbildung & Bewegung nach der Geburt

  • Wann mit Rückbildung starten?

    • Nach vaginaler Geburt: Rückbildungskurs ca. 6–8 Wochen nach Geburt.

    • Nach Kaiserschnitt: Rückbildungskurs ca. 10–12 Wochen nach Geburt.

    • Individuell anpassen: Wer vor der Geburt sportlich aktiv war, kann manchmal etwas früher starten. Wer lange pausiert hat, lieber noch etwas warten.

  • Frühe Bewegung im Wochenbett:

    • Bereits im Wochenbett sind kleine Übungen möglich:

      • Bauchlage: Unterstützt Rückbildung der Gebärmutter und entlastet Beckenboden (Kissen unter Bauch legen).

      • Becken hochlagern: Kissen unter Po, um Beckenboden zu entlasten.

      • Bauchmuskeln sanft in die Mitte schieben: sanfte Bauchmassage

    • Alltagsschonendes Verhalten:

      • Über die Seite aufstehen und hinlegen.

      • Beim Toilettengang und Husten/Niesen den Beckenboden schützen.

      • Keine schweren Lasten heben („Nichts schwerer als das Baby!“).

5. Praktische Tipps für eine entspannte Wochenbettzeit

  • Vorbereitung:

    • Vorkochen & Einfrieren: Mahlzeiten vorbereiten, um im Wochenbett nicht kochen zu müssen.

    • Lieferdienste nutzen: Gutscheine für Supermarkt- oder Essenslieferdienste wünschen oder organisieren.

    • Besuch organisieren: Besuch bitten, Essen mitzubringen oder Besuche auf später verschieben.

    • Nachtlicht: Ein kleines Licht für nächtliches Stillen/Wickeln, damit das Baby nicht zu wach wird.

    • Alles griffbereit: Wickelutensilien, Stillzubehör, Snacks und Getränke am Bett/im Schlafzimmer bereitstellen.

    • Sinnvolle Geschenke: Statt Babykleidung lieber Gutscheine für Essen, Haushaltshilfe oder Lieferdienste wünschen.

  • Achtsamkeit mit sich selbst:

    • Auf den eigenen Körper hören, Pausen machen, Hilfe annehmen.

    • Nicht zu früh zu viel wollen – Heilung braucht Zeit!

  • Kommunikation und Unterstützung:

    • Aufgaben und Erwartungen mit Partner/Familie absprechen.

    • Unterstützung organisieren (z.B. Hebamme, Familie, Freunde).

6. Zusammenfassung

Das Wochenbett ist eine kostbare und sensible Zeit für Mutter, Kind und die ganze Familie.
Schonung, Geduld und Unterstützung sind jetzt wichtiger als Perfektion oder schneller Alltagseinstieg.
Wer sich jetzt Zeit für Heilung und Kennenlernen nimmt, legt den Grundstein für eine gesunde und glückliche Familienzeit.