Beckenräume & Beckeneingang

Das Becken – flexibel und stabil zugleich

• Das menschliche Becken ist kein starres Gebilde, sondern flexibel und beweglich.
• Es besteht aus Kreuzbein, Steißbein und den Beckenschaufeln, die über Gelenke miteinander verbunden sind.
• Der Beckeneingang ist oval und kann durch Bewegung und Haltung vergrößert oder verkleinert werden.
• Für die Geburt muss der Beckeneingang weit werden – das gelingt durch Mobilisation und gezielte Übungen.

Warum Mobilisation und Kräftigung?
• Mobilisation schafft Platz für das Baby und beugt Blockaden und Schmerzen vor.
• Kräftigung sorgt für Stabilität und hilft dir, im Alltag und bei der Geburt aktiv zu bleiben.

Alltagsnutzen:
• Mehr Bewegungsfreiheit, weniger Spannung und Schmerzen.
• Übungen am Stuhl oder Gymnastikball helfen, den Beckeneingang beweglich zu halten.
• Tiefe Hocke mit Knieöffnung verbindet Mobilisation und Kräftigung.

Zusammengefasst:
• Mobilisiere und kräftige dein Becken regelmäßig.
• Wechsle bewusst Bewegungsmuster und Seiten.
• Nutze das Wissen über dein Becken, um dich im Alltag und für die Geburt zu unterstützen.

Beckeneingang
Beweglichkeit, Stabilität & Geburtsvorbereitung

Warum ist der Beckeneingang so bedeutsam?
Das Becken besteht aus mehreren Ebenen, die durch ihre Form und Beweglichkeit maßgeblich beeinflussen, wie wir uns im Alltag bewegen – und wie gut die Geburt verlaufen kann.
Der Beckeneingang (Pelvic Inlet) ist die obere Öffnung des Beckens. Er verbindet den Bauchraum mit dem Becken und bestimmt, wie viel Platz für Organe, Muskeln und – in der Schwangerschaft – für das Baby zur Verfügung steht. Haltung, Beweglichkeit und die Spannung der Muskulatur wirken sich direkt darauf aus, wie weit und flexibel dieser Bereich ist. Während der Schwangerschaft verändert sich das Becken durch Hormone, die wachsende Gebärmutter und eine veränderte Körperstatik. Je beweglicher der Beckeneingang bleibt, desto besser lassen sich Beschwerden vorbeugen – und die Geburt erleichtern.

Beweglichkeit und Stabilität – das richtige Gleichgewicht

Oft liegt der Fokus nur auf der Kräftigung des Beckenbodens. Genauso wichtig ist es aber,
dem Becken Bewegung zu ermöglichen und Spannung bewusst zu lösen.
Ein flexibler Beckeneingang passt sich leichter an unterschiedliche Belastungen an und
fördert die Beweglichkeit von Hüften und unterem Rücken.

Mobilisation – mehr Raum für Bewegung:
• Löst Verspannungen in Hüfte, unterem Rücken und ISG (Iliosakralgelenk)
• Unterstützt die Funktion des Beckenbodens durch besseren Druckausgleich
• Hilft, festgefahrene Haltungen zu erkennen und aufzulockern

Kräftigung – Kontrolle und Stabilität:
• Verbessert die bewusste Steuerung von Hüft- und Rumpfmuskulatur
• Macht dich belastbarer im Alltag (z. B. beim Tragen, Treppensteigen, längeren Stehen)
• Fördert eine gesunde Haltung und entlastet den unteren Rücken

Was bedeutet das für deinen Alltag?
Wenn der Beckeneingang verspannt oder unbeweglich ist, kann das viele Bewegungen beeinflussen:
• Beim Sitzen: Es kann zu Fehlhaltungen und Verspannungen im unteren Rücken kommen.
• Beim Stehen und Gehen: Die Belastung auf Hüften und Beckenboden wird oft einseitig.
• Bei der Geburt: Ein flexibler Beckeneingang erleichtert die Anpassung an die Bewegungen während der Geburt.
Das Ziel ist nicht, dauerhaft in einer „perfekten“ Position zu bleiben, sondern flexibel
zwischen verschiedenen Haltungen wechseln zu können – im Alltag und unter der Geburt.

So kannst du das Gelernte im Alltag nutzen
• Achte auf deine Sitzhaltung: Wechsle regelmäßig die Position, vermeide langes, starres Sitzen.
• Beobachte dein Stehen und Gehen: Spürst du Unterschiede in der Belastung? Versuche, das Gewicht bewusster zu verlagern.
• Nutze Mobilisationsübungen: Bewegungen aus dem Training wie Hüftmobilisation im Sitzen oder Übungen mit dem Gymnastikball lassen sich einfach einbauen.
• Bereite dich auf die Geburt vor: Offene Hüftpositionen und Bewegungsvielfalt helfen, das Becken flexibel zu halten.

Fazit
Der Beckeneingang ist ein zentrales Element für die Statik deines Körpers.
Durch die Kombination aus Mobilisation und Kräftigung erreichst du eine gesunde Balance
aus Stabilität und Beweglichkeit – für einen beschwerdefreien Alltag und eine optimale
Vorbereitung auf die Geburt.

Der Psoasmuskel und seine Bedeutung für Schwangerschaft und Geburt

Der Psoasmuskel (Musculus psoas major) ist ein zentraler Muskel in unserem Körper, insbesondere in Bezug auf Schwangerschaft, Geburt und die Gesundheit des
Beckenbodens.
Funktion und Anatomie
• Stärkster Hüftbeuger: Der Psoas verbindet die Wirbelsäule mit den Beinen und
hebt beim Gehen das Bein an.
• Fluchtmuskel: Er ermöglicht das schnelle Zusammenkauern (Schutz der Organe)
oder das Laufen bei Gefahr.
• Verknüpfung mit dem Sympathikus: Durch seine Rolle als Fluchtmuskel ist er
eng mit dem sympathischen Nervensystem („Fluchtnerv“) verbunden.
Verbindungen im Körper
• Fasziennetz: Über Faszien ist der Psoas mit dem Zwerchfell, der tiefen
Bauchmuskulatur und dem Beckenboden verbunden.
• Einfluss auf die Spannung: Ein verspannter Psoas kann die Spannung dieser
Strukturen beeinflussen.
Probleme durch Verkürzung/Verspannung
• Ursachen: Langes Sitzen, chronischer Stress, Ängste oder Traumata können zur
Verkürzung und Verspannung führen.
• Folgen:
◦ Einengung des Beckens und Unterbauchs
◦ Hohlkreuzbildung (Hyperlordose)
◦ Rückenschmerzen, Verdauungsprobleme, Übelkeit in der Schwangerschaft
◦ Erhöhter Druck auf Beckenboden und Beckenorgane
Rolle bei der Geburt
• Geburtsrutsche: Der Verlauf des Psoas bildet einen Teil der „Geburtsrutsche“, den
muskulären Weg, den das Baby während der Geburt nimmt.
• Weicher Psoas: Erleichtert dem Baby das Eintreten ins Becken und die Drehung in
der Schwangerschaft, z.B. aus Beckenendlage in Kopflage.

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Entspannung und Therapie
• Nicht nur Dehnung: Um den Psoas zu entspannen, reichen klassische
Dehnübungen oft nicht aus.
• Ganzheitlicher Ansatz: Bei stressbedingter Verspannung helfen
körpertherapeutische Übungen, z.B. TRE (Tension and Trauma Release Exercises),
und ggf. psychotherapeutische Begleitung.
• Empfehlung: Bei Beschwerden wie Rückenschmerzen, Ängsten oder Problemen
mit der Kindslage sollte professionelle Unterstützung in Betracht gezogen werden.

Studienlage
• Studien von Franke (2019) und Berzeli mit C (2018) belegen die Bedeutung des
Psoas für Schwangerschaft und Geburt.

Merke:
Ein entspannter, flexibler Psoasmuskel ist nicht nur für das Wohlbefinden während der
Schwangerschaft wichtig, sondern auch für einen gesunden Beckenboden und eine
erleichterte Geburt. Stressmanagement, Bewegung und ggf. therapeutische Begleitung
sind zentrale Bausteine für einen „glücklichen Psoas“.

Übung: Psoas-Dehnung für Schwangere

Hier findest du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für eine sanfte, effektive Psoas-
Dehnübung, die besonders für Schwangere geeignet ist. Die Übung ist einfach, braucht

keine Geräte und lässt sich wunderbar in den Tagesablauf integrieren – zum Beispiel
direkt nach dem Aufwachen oder vor dem Schlafengehen.

Vorbereitung
• Suche dir einen ruhigen Moment, am besten morgens nach dem Aufwachen oder
abends vor dem Schlafengehen.
• Lege dich auf dein Bett, mit dem Po an die Bettkante. Du kannst dich entweder ans
Fußende oder seitlich an die Bettkante legen – so, dass ein Bein frei über den Rand
hängen kann.
• Achte darauf, dass dein Rücken und deine Schultern entspannt auf dem Bett
liegen.

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Durchführung der Übung
1. Bein anwinkeln:
Winkle das Bein, das näher zur Bettmitte liegt, vorsichtig an. Führe das Knie sanft
um deinen Babybauch herum Richtung Brust. Halte das angewinkelte Bein mit
einer oder beiden Händen fest.
Tipp: Das Bein sollte so positioniert sein, dass du gut atmen kannst und der Bauch
genug Platz hat.

2. Bein hängen lassen:
Das andere Bein (das zur Bettkante zeigt) lässt du langsam über die Bettkante
hängen.
◦ Der Fuß kann dabei entweder leicht den Boden berühren oder in der Luft
hängen – je nachdem, was sich für deine Hüfte angenehm anfühlt.
◦ Wenn der Fuß frei hängt, ist die Dehnung etwas intensiver.
◦ Wenn dir das zu viel ist, kannst du beide Beine auf dem Bett lassen und das
„hängende“ Bein einfach nur ausstrecken.

3. Position einnehmen:
Spüre, wie die Vorderseite deiner Hüfte (der Bereich des Psoasmuskel) sanft
gedehnt wird.
◦ Dein unterer Rücken bleibt entspannt auf dem Bett.
◦ Dein Gesicht, Nacken und Schultern sind locker.

4. Atmung:
Schließe gerne die Augen.
Atme jetzt 5–6 mal tief und langsam ein und aus.
◦ Mit jedem Ausatmen lässt du das hängende Bein etwas schwerer werden.
◦ Stell dir vor, wie du mit jedem Atemzug mehr Platz im Becken und Bauch
schaffst und der Muskel sich in die Länge zieht und entspannt.

5. Seite wechseln:
Nach etwa 1–2 Minuten (oder nach 5–6 tiefen Atemzügen) löse die Position
langsam auf, stelle beide Füße kurz auf das Bett und wechsle dann die Seite.

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Tipps zur Integration in den Alltag
• Routinen koppeln: Lege die Übung direkt an eine andere Tagesaktivität, zum
Beispiel:
◦ Jeden Morgen nach dem Aufwachen, bevor du aufstehst.
◦ Jeden Abend vor dem Schlafengehen.
• Erinnerung: Lege dir eine kleine Notiz ans Bett oder stelle dir eine Erinnerung im
Handy, bis die Übung zur Gewohnheit wird.
• Regelmäßigkeit: Tägliches Üben (1–2 Minuten pro Seite) bringt die besten Effekte
– für mehr Beweglichkeit, weniger Verspannung und einen entspannten
Beckenboden.

Achtung:
Solltest du während der Übung Schmerzen, Taubheitsgefühle oder starke Beschwerden
haben, brich die Übung ab und sprich mit deiner Hebamme oder deinem Arzt/deiner
Ärztin.
Viel Freude beim Ausprobieren und gutes Entspannen!